Der Sieg über das Ego
Es war ein stark regnerischer Tag in Teheran. Die 22.Shahriwar-Straße war überflutet. Ein paar ältere Männer wollten die Straßenseite wechseln, wußten aber nicht wie sie es tun sollten. Genau zu dieser Zeit war auch Ibrahim auf der Straße, er krempelte seine Hose hoch und trug die älteren Männer auf dem Rücken über die Straße. Er machte so etwas oft, vorallem dann, wenn seine Freunde ihn mal wieder in den Mittelpunkt rückten. Sein eigenes Selbst (Ego) niederzuringen war sein hauptsächliches Ziel.
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Es war ein schöner Sommertag, als wir mit Ibrahim unterwegs waren. Als wir eine kleine Gasse erreichten in der die Kinder Fußball spielten, schoß eines der Kinder den Ball so stark und dazu in Richtung Ibrahim, das es genau Ibrahims Gesicht traf und zwar derart, daß Ibrahim sich einen Moment hinsetzen mußte. Sein Gesicht war knallrot. Ich war wütend und blickte in Richtung der Kinder, alle liefen weg um keine Schläge von uns einstecken zu müssen. Während Ibrahim noch saß griff er in seine Tasche und holte eine Tüte mit Walnüssen heraus wobei er rief: "Wo lauft ihr hin?! Hier, nehmt diese Walnüsse!". Er legte die Tüte neben das Fußballtor und wir gingen weiter. Auf dem Weg sagte ich verwundert:" Ibrahim, warum hast du das gemacht? Er sagte:" Die Armen hatten Angst. Absichtlich haben Sie es ja nicht gemacht". Dann griff er die vorherige Diskussion wieder auf.
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Wir waren in einem Ringerverein und bereiteten uns für das Training vor. Ibrahim kam auch herein. Minuten später betrat auch ein anderer Freund von uns die Halle. Gerade angekommen sagte er abrupt: "Lieber Ibrahim, du siehst sehr gut aus und hast eine tolle Figur! Als du gerade unterwegs warst folgten dir zwei Mädchen, sie redeten auch über dich!" Du hättest eine schicke Hose und ein schickes Hemd an, dazu noch deine Sporttasche, die du in der Hand hieltest. Ganz deutlich, daß du ein Sportler wärest!" Ich sah Ibrahim an, der ganz in Gedanken versunken war. Er schien verstimmt zu sein. Es schien, als hätte er so etwas nicht erwartet. Als die nächste Sportstunde begann bekam ich einen Lachanfall als ich Ibrahim sah. Er hatte ein langes Hemd und eine weite Hose angezogen! Anstatt seine Sporttasche mitzubringen, hatte er seine Sportbekleidung in eine Tüte gesteckt. Von dem Tag an kam er immer so zum Verein. Unsere Freunde sagten:" Wir kommen extra zum Sportverein, um einen sportlichen Körper zu bekommen damit wir dann enge Kleidung anziehen können. Du aber hast so eine gute Figur und bist in Top-Form, was sind das für Sachen, die du da anziehst?!Ibrahim waren solche Äußerungen völlig egal. Er empfahl seinen Freunden für die Zufriedenheit Gottes dem Sport nachzugehen. Somit würde dies als Gottesdienst gelten und jede andere Intention würde ein Verlust darstellen.
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Einmal als wir auf dem Fußballplatz spielten sah ich Ibrahim, der am Rande stand und einige Magazine in der Hand hielt. Ich ging sofort zu ihm, begrüßte ihn voller Freude und sagte:" Ein Wunder, daß du wieder einmal hergekommen bist?!" Er verwies auf die Magazine und sagte, mein Bild wäre darin abgedruckt worden. Ich freute mich unheimlich und wollte ihm die Magazine aus der Hand nehmen. Er zog seine Hand zurück und sagte:" Nur unter einer Bedingung!Ich sagte:" Ich erfülle jede Bedingung, die du mir stellst".Er wiederholte:" Jede Bedingung, die ich dir stellen könnte?". "Ja", sagte ich. Er gab mir die Magazine. Auf der mittleren Seite war ein großes Bild von mir abgedruckt, daneben stand geschrieben "Das neue Talent des Jugend-Fußballs". Ich wurde hochgelobt. Ich las den ganzen Text und blätterte gründlich die Zeitung durch. Dann stand ich auf, gab Ibrahim die Magazine zurück und sagte:" Du hast mich wirklich sehr glücklich gemacht, übrigens, was war deine Bedingung? Wieder sagte er:" Egal welche, wirst du sie erfüllen?" Ich sagte, ja. Er zögerte ein wenig und sagte:" Spiele kein Fußball mehr!" Ich war total schockiert. Ich starrte ihn an und perplex fragte ich ihn:" Ich soll kein Fußball mehr spielen?! Was soll das heißen, ich bin dabei bekannt zu werden!! Er sagte:" Ich meine nicht, du sollst überhaupt kein Fußball mehr spielen, nein, aber es wäre dir mehr zum Nutzen kein Profifußball zu spielen. Ich fragte nach dem Grund. Er nahm mir die Magazine aus der Hand, zeigte mir mein Bild und sagte:" Sieh dir dieses Farbbild an, das bist du mit einer kurzen Sporthose. Diese Zeitung lesen nicht nur ich und du. Das ganze Volk hat sie vielleicht in der Hand. Viele Mädchen könnten das Bild schon gesehen haben. Ich sage dir das, weil du ein gläubiger Junge bist und zur Moschee gehst, sonst wäre es mir egal gewesen sein. Geh, stärke erst deinen Glauben und mache dann Profi-Sport, damit du keine Probleme bekommst. Daraufhin sagte er, er habe zu tun, verabschiedete sich und ging. Ich war völlig außer Fassung, setzte mich hin und dachte lange an Ibrahims Worte. Von einem Menschen, der immer mit Humor über alles redete hätte man solche Äußerungen nicht erwartet. Allerdings sah ich später, daß er Recht hatte. Als ich bemerkte, wie einige von unseren frommen Freunden, die immer zur Moschee gingen und stark überzeugt waren, sich, nachdem sie mit dem Profi-Sport begonnen hatten, mit der Zeit aufgrund ihrer Euphorie und und und.... mit ihren Gebeten nicht mehr beschäftigten!