Die Islamische Theologieschule
"Hadj Agha Mojtahedi"
Es waren die letzten Jahre vor der Revolution. Ibrahim hatte neben seiner Arbeit im Bazar auch eine andere Tätigkeit. Kaum jemand wußte etwas davon. Er redete auch nicht darüber. Sein Verhalten und sein Benehmen hatte sich aber völlig verändert. Er war geistlicher und spiritueller geworden. Jeden Morgen nahm er eine schwarze Tüte voll mit Büchern mit zum Bazar. Eines Tages fuhr ich mit meinem Motorrad an Ibrahim vorbei. Ich hielt an und fragte:" Mein Bruder Ibrahim, wohin gehst du?" "Zum Bazar", antwortete er. Ich ließ ihn auf das Motorrad steigen. Unterwegs sagte ich:" Seit einiger Zeit sehe ich diese Tüte in deiner Hand. Was ist darin!?" "Nichts besonderes, nur ein paar Bücher", meinte er.“ Er stieg an der "Naebe-Alsaltane" Gasse ab und verabschiedete sich. Ich wunderte mich, weil Ibrahims Arbeitsplatz in einer ganz anderen Gegend war. Wo ging er also hin? Neugierig folgte ich ihm. Er betrat eine Moschee. Ich tat dasselbe. Dann sah ich, wie er sich neben ein paar Jugendliche setzte und ein Buch das vor ihm lag öffnete. Mir wurde nun bewußt, daß er islamische Theologie studierte. Ungesehen verließ ich die Moschee und fragte draußen einen älteren Mann:" Entschuldigung, wie heißt diese Moschee?" Er antwortete:” Das ist die Islamische Theologieschule Hadj Agha Mojtahedi. " Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Ibrahim ein Theologiestudent ist. Dort auf einer Wand geschrieben stand eine Hadithe von dem Propheten (s.a.a.s):" Die Himmel, die Erde und die Engel bitten Gott um Vergebung für drei Gruppen: die Gelehrten, diejenigen, die Wissen anstreben und großzügige Menschen."[1] Einmal fragte ich Ibrahim als wir den Sportverein verließen:" Mein Bruder, du gehst zur Theologieschule und erzählst uns nichts davon?" So fand er heraus, daß ich ihn verfolgt hatte. Leise antwortete er:" Ich finde es schade sein ganzes Leben lediglich mit Essen und Schlafen zu verbringen. Ich bin kein offizieller Theologiestudent und besuche diese Klassen nur, um mich wissenschaftlich weiter zu entwickeln. Nachmittags gehe ich zum Bazar und arbeite. Erzähle niemandem etwas davon. Bis zur Revolution war dieses Ibrahims zweite Beschäftigung. Nach der Revolution hatte er so viel zu tun, daß er für die vorherigen keine Zeit mehr hatte.
Mawaez Al-adadie, S.111