Der Gefangene
Zu Ibrahims Eigenschaften gehörten sein Respekt gegenüber anderen, sogar gegenüber Kriegsgefangene. Immer wieder hörte ich von Ibrahim wie er sagte:“ Die meisten unserer Feinde sind unwissend und uninformiert. Sie müssen den wahren Islam durch uns kennen lernen. Dann werdet ihr sehen wie sehr sie gegen die Baath-Partei sein werden. Ibrahims erster Gedanke bei den Einsätzen war, seine Gegner gefangenzunehmen nicht zu töten. Er ging mit ihnen sehr korrekt um. Drei irakische Gefangene wurden in die Stadt gebracht. Noch war kein Platz für ihren Aufenthalt vorgesehen. Ibrahim hatte die Verantwortung für ihre Bewachung. All das was sie alle zum Lebensunterhalt bekamen verteilte Ibrahim auch unter den Gefangenen. Das führte dazu, daß alle ebenso die Gefangenen von Ibrahims Verhalten begeistert waren. Er konnte auch ein wenig arabisch reden. Wenn er nichts zu tun hatte, setzte er sich zu den Gefangenen und redete mit ihnen. Zwei Tage lang war er mit ihnen zusammen bis der Wagen zum Abtransport kam. Sie fragten Ibrahim, ob er auch mitkomme? Als die Antwort negativ war, wurden sie sehr traurig. Sie flehten ihn weinend an, mit den Worten, laß uns hier bleiben. Wir machen alles was ihr wollt. Wir sind sogar bereit, gegen die Baathis zu kämpfen.
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Die Einsätze in den Bazideraz-Höhen begannen. Wir beide gingen ein wenig in Richtung dieser Höhen und entfernten uns dabei von unseren Kameraden. Plötzlich erreichten wir einen Graben, in dem sich irakische Soldaten befanden. Ich signalisierte mit meiner Waffe, daß sie heraus kommen sollten. Aber ich hätte nicht gedacht, daß es so viele waren! Wir waren nur zwei, sie fünfzehn. Ich forderte sie auf sich in Bewegung zu setzen aber sie rührten sich nicht vom Fleck! Sie standen derart um uns herum, daß jeden Augenblick die Möglichkeit eines Angriffs bestand. Ich forderte sie nocheinmal laut auf sich zu bewegen, aber alle Iraker schauten nur zu dem Offizier, der hinter ihnen stand. Der Offizier der Baath Partei deutete mit einer Geste an, daß sie stehen bleiben sollen. Ich hatte Angst. Bisher war ich noch nie in einer solchen Situation gewesen. Ich hatte schon einen bitteren Geschmack im Mund. Dann dachte ich kurz daran zu schießen, das wäre aber nicht korrekt gewesen. Jeden Moment bestand die Gefahr das etwas passiert. Aus Angst umklammerte meine Hand die Waffe, wobei ich Gott um Hilfe bat. Dann sah ich, daß Ibrahim in unsere Richtung kam. Ich verspürte eine innere Ruhe. Als er uns erreichte wandte ich meinen Blick nicht von den Gefangenen ab, ich sagte nur:“ Herr Ibrahim, Hilfe! Er fragte:“Was ist denn passiert? Ich sagte:” Das Problem hier ist der Offizier. Er will nicht, daß seine Leute sich bewegen! Dann zeigte ich auf den Offizier. Seine Uniform und sein Grad schien sehr auffällig zu sein. Ibrahim schulterte seine Waffe und ging vor. Mit einer Hand ergriff er den Kragen des Mannes und mit der anderen seinen Gürtel, er hob ihn hoch und warf ihn mehrere Meter weit nach vorne. Alle Iraker setzten sich vor Angst hin und erhoben ihre Hände. Der Offizier flehte Ibrahim an:“ Gnade, Gnade“. Ich freute mich so sehr und meine ganze Angst war verflogen. Ibrahim brachte den irakischen Offizier zurück zu den anderen Gefangenen. An jenem Tag hatte Gott uns Ibrahim zur Hilfe geschickt. Schließlich brachten wir alle zu unserem Stützpunkt.