Die zwei Brüder

Um an der Beerdigung des Märtyrers Schahbazi teilnehmen zu können machten wir uns auf den Weg zu einer der Grenzstädte. In dieser Stadt war es Tradition, daß die Trauerfeier von morgens bis mittags veranstaltet wurden, wobei den Besuchern Toilettenkannen und Plastiktöpfe gebracht wurden, damit sie sich waschen konnten. Als ich ankam, waren Jawad und Ibrahim bereits dort. Ich setzte mich neben Ibrahim. Er und Jawad waren sehr enge Freunde, fast wie zwei Brüder. Ihre Witze waren immer sehr interessant. Am Ende der Sitzung brachten zwei Familienmitglieder des Verstorbenen Plastiktöpfe. Die erste Person zu der sie gingen war Jawad. Ibrahim flüßterte Jawad, der diese Tradition nicht kannte, etwas ins Ohr! Jawad fragte mit lauter Stimme und verwundert:“ Meinst du es ernst?“ Ibrahim sagte leise:“Sei ruhig!“ Dann wandte sich Ibrahim mir zu und lachte leise in sich hinein. Ich fragte:“ Was ist passiert Ibrahim? Es ist nicht gut wenn du hier lachst! Er sagte:“ Ich habe zu Jawad gesagt, wenn sie die Toilettenkanne bringen, dann wasche bitte schön deinen Kopf damit!! Einige Momente später passierte es. Jawad erhielt die Kanne und nach dem Waschen seiner Hände beugte er seinen Kopf und schüttete soviel Wasser über sich, daß es nur so tropfte, wobei er sich verwundert umschaute. Ich sagte:“ Was hast du gemacht Jawad! Hier ist doch keine Dusche!“ Ich gab ihm dann meine Chafia, damit er sich den Kopf trocknen konnte.

***

Eines Tages verbreitete sich die Nachricht, daß Ibrahim, Jawad und Reza Gudini nach einem Einsatz auf dem Rückweg sind. Wir freuten uns sehr, daß sie heil und gesund waren. Wir versammelten uns vor dem Stützpunkt des Andarzgu-Teams und schon einige Minuten später sahen wir ihr Auto. Ibrahim und Reza stiegen aus. Ihre Freunde begrüßten sie herzlich. Einer von ihnen fragte:“ Ibrahim, wo ist denn Jawad?“ Alle schwiegen einen Augenblick. Ibrahim zögerte und sagte mit Tränen in den Augen:“ Jawad!“, dann schaute er zum Auto. Jemand lag auf dem Rücksitz mit einer Decke bedeckt! Tödliche Stille herrschte. Ibrahim schrie:“ Jawad...Jawad! Auf einmal brach er in Tränen aus. Manche von seinen Freunden schrien weinend nach Jawad! Dann stürzten sie zum Auto. Von dem Weinen der anderen wurde Jawad plötzlich wach. Er setzte sich hin und fragte erstaunt:“Was ist passiert?“ Unsere Freunde suchten wütend mit noch nassen Augen Ibrahim. Er aber war schon im Gebäude verschwunden!

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